Erfahrungsbericht Island | Reykjavik

Bericht über die Mobilität nach Reykjavik 
vom 05. bis 09. Mai 2025

.

Austausch mit Fachleuten und Bildungseinrichtungen in Reykjavik

Im Rahmen des Erasmus+-Programms der Bezirksregierung Arnsberg (Effort-A) hatten wir die Gelegenheit, vom 05. bis 09. Mai 2025 nach Reykjavik Island zu reisen. Ziel dieser Mobilität war es, durch den Austausch mit Fachleuten und Bildungseinrichtungen in Reykjavik unsere Kenntnisse im Bereich der Beratung und Begleitung inklusiver Schulentwicklungsprozesse zu vertiefen. Wir wollten neue Methoden, Strategien und Best Practices kennenlernen, um unsere Arbeit in Deutschland noch effektiver zu gestalten und inklusive Bildungsangebote weiter zu verbessern. Ein weiterer wichtiger Aspekt war es, innovative Ansätze und kreative Ideen aus Reykjavik zu identifizieren, die wir in unseren eigenen Kontext übertragen können, um inklusive Schulentwicklungsprozesse im Kreis Unna anzustoßen und nachhaltige Veränderungen in der schulischen Inklusion zu bewirken.

Besonders beeindruckend waren für uns vier zentrale Erkenntnisse, die unsere Sicht auf inklusive Bildung

nachhaltig geprägt haben:



1. Die Stadtteilschulen in Reykjavik als Förderorte für alle Kinder

Ein wesentliches Erlebnis war die Erkenntnis, dass die Stadtteilschulen in Reykjavik grundsätzlich als Förderorte für alle Kinder konzipiert sind. Es gibt nur wenige spezielle Förderschulen, da die Haltung, dass alle Kinder zur inklusiven Schulgemeinschaft gehören, fest verankert ist. Diese inklusive Grundhaltung, die alle Kinder unabhängig von ihren individuellen Förderbedürfnissen in den gemeinsamen Schulalltag integriert, hat uns tief beeindruckt. Es zeigt, wie eine inklusive Schulkultur gelebt werden kann, wenn die Gesellschaft und die Bildungseinrichtungen diese Werte teilen und aktiv umsetzen.


2. Die gemeinsame Agenda aller Schulen – ein verbindlicher Schulentwicklungsauftrag


Besonders beeindruckt hat uns darüber hinaus die gemeinsame Schulentwicklungsagenda, die alle Schulen in Reykjavik verbindet. Die Schulen haben mit Unterstützung einer Schulentwicklungsagentur die Agenda „Schulen in Reykjavik 2030“ erarbeitet. Der hohe Grad an Beteiligung aller Schulen schafft Verbindlichkeit und eine klare Richtung für die zukünftige Entwicklung. Besonders hervorzuheben sind die verbindlichen Ziele zur inklusiven Schulentwicklung, die von allen Institutionen getragen werden. Diese gemeinsame Vision hat bereits zu einer Gesetzesänderung geführt, was zeigt, wie ernst die isländische Bildungspolitik das Thema Inklusion nimmt und wie sie es in der Praxis umsetzen.

3. Evidenzbasierte Rückführungskonzepte – ein innovatives Beispiel

Ein weiteres Highlight waren die evidenzbasierten Rückführungskonzepte, die wir bei den Schulen Klettaskoli und Buarskoli kennenlernen durften. Besonders die Buarskoli hat ein engmaschiges, systematisches Konzept entwickelt, um Schülerinnen und Schüler mit Entwicklungsbedarfen in emotionalen und sozialen Bereichen nachhaltig zu reintegrieren. Das Konzept basiert auf wissenschaftlich fundierten Methoden und zeigt, wie eine individuelle, systematische Rückführung gelingen kann, um Systemsprenger und Schülerinnen und Schüler mit besonderen emotionalen und sozialen Herausforderungen langfristig in den Regelunterricht zu integrieren.


4. Die Beratungszentren – ganzheitliche Förderung aus einer Hand

Auch das Angebot der Beratungszentren hat uns sehr beeindruckt. Besonders haben wir den ganzheitlichen Ansatz geschätzt, der Bildung aus einer Hand bietet und somit eine umfassende Unterstützung für Kinder und Jugendliche gewährleistet. Es ist bemerkenswert, dass alle relevanten Akteure eng miteinander vernetzt sind, was eine koordinierte und effektive Zusammenarbeit ermöglicht. Selbst After-School-Programme sind in die Bildungs- und Unterstützungsstrukturen integriert, was eine kontinuierliche Begleitung sicherstellt. Ein weiterer Aspekt, der uns sehr positiv aufgefallen ist, ist die flexible Unterstützung durch die Beratungszentren: Hilfe wird nicht erst nach einer umfassenden Diagnostik angeboten, sondern bei Bedarf, was eine schnelle und bedarfsgerechte Unterstützung ermöglicht. Dieses integrierte und flexible System stellt für uns ein vorbildliches Modell für eine inklusive und ganzheitliche Bildungs- und Förderlandschaft dar.



.

Fazit 
Der Austausch mit den isländischen Fachkräften und die Einblicke in das Schulsystem Reykjaviks haben uns sehr inspiriert. Besonders die Haltung, dass Inklusion eine gemeinsame Aufgabe aller Schulen ist, sowie die klare Zielsetzung und die evidenzbasierten Konzepte, bieten wertvolle Anregungen für unsere Arbeit im Kreis Unna. Wir sind motiviert, die gewonnenen Erkenntnisse in unsere Schulentwicklung zu integrieren und so die inklusive Bildung weiter voranzutreiben. Wir danken unseren Kolleginnen und Kollegen in Reykjavik herzlich für diese wertvolle Erfahrung, die uns nicht nur fachlich, sondern auch persönlich sehr bereichert hat.